Ich möchte Ihnen heute von einer meiner größten Leidenschaften erzählen, die gleichzeitig auch eine meiner größten Frustrationen war und ist: die Videoproduktion. Genauer gesagt, geht es um etwas, das so oft übersehen wird, so oft stiefmütterlich behandelt. Und doch so unglaublich entscheidend ist: der Ton. Ja, Sie haben richtig gehört! Der Ton. Nicht das gestochen scharfe 4K-Bild, nicht die aufwendige Beleuchtung, nicht die perfekt inszenierte Kamerafahrt. Es ist der Ton, der Ihr Video zum Leben erweckt oder es gnadenlos in die digitale Tonne tritt.
Ich spreche hier aus tiefster Überzeugung und mit einer gehörigen Portion Lebenserfahrung. Als Videoproduzent, der sich durch Imagefilme, Dokumentationen und Social-Media-Clips wühlt, habe ich schon so einiges erlebt. Und glauben Sie mir, die Geschichten, die ich Ihnen heute erzähle, sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Sie werden sehen, warum ich behaupte: Gutes Bild ist wichtig, aber guter Ton ist essentiell. Und zwar so essentiell, dass er den Unterschied zwischen einem viralen Hit und einem Klick-Desaster ausmachen kann.
Die Bettgeschichten-Katastrophe: Ein Weckruf für meine Ohren
Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen, die mich bis heute schmunzeln lässt und gleichzeitig eine meiner schmerzhaftesten Lektionen in Sachen Videoproduktion war. Es war die Geburtsstunde meiner „Bielefelder Bettgeschichten“, ein Projekt, für das ich loderte wie ein Lagerfeuer in einer Sommernacht. Ich wollte loslegen, die Welt erobern, und so buchte ich für die ersten beiden Folgen einen externen Kameramann und Filmproduzenten. Angeblich kam er aus der Nähe von Hollywood, sprach nur Englisch und kleidete sich wie Steven Spielberg. Und ja, er rief immer „Action!“. Mein Bauchgefühl? Nun, es war eher ein leises Grummeln als ein euphorisches Jauchzen. Aber der Drang, mein Projekt voranzutreiben, war stärker als jede innere Warnung.
Ich kürze die Katastrophe, die dann folgte, und das riesengroße Drama mit diesem Kameramann mal ab. Das füllt ein anderes Buch, glauben Sie mir. Aber nach zwei Aufzeichnungen saß ich da, mit dem Material, und musste alles selbst schneiden und produzieren. In dieser Form war es das erste Mal für mich. Zwar hatte ich in der Vergangenheit schon zwei Dokumentationen produziert, aber das war damals alles noch analog. Und ich dachte, ich hätte schon alles gesehen und gehört.
Doch was mir sofort bei dem gedrehten Material auffiel, war ein Schock: Der Ton war unterirdisch. Unterirdisch! In einer Folge lief im ersten Drittel leise ein Radio im Hintergrund, das der Kameramann nicht bemerkt hatte. Nicht bemerkt! Weil wir in der zweiten Folge zu dritt im Bett lagen, wurde ein Ansteckmikrofon neben das Bett gestellt. Der Ton? Schlecht zu verstehen, unklar, verrauscht und ja, wieder mit Radiogeräuschen im Hintergrund. Ein echtes Problem. Ein riesiges Problem!
Warum Ton so maßlos unterschätzt wird
Diese Erfahrung hat sich tief in mein Produzentenherz eingebrannt. Und sie hat mir eine Wahrheit vor Augen geführt, die ich seitdem predige wie ein Evangelist: Ton wird oft unterschätzt, und zwar maßlos. Und Ton ist essentiell. Gutes Bild und gute Bildqualität sind super, keine Frage. Aber sie sind weitaus weniger wichtig als der Sound. Denn die Dialoge, die Sprache, die Musik, die Verständlichkeit: Das alles macht den Unterschied. Und zwar den größten. Immer wieder sehe ich Videos auf Internetseiten oder bei YouTube, die nicht richtig gepegelt sind. Man versteht nichts. Ich drehe die Boxen voll auf, den Lautstärkeregler vom PC auf 100%, und es ist immer noch unverständlich. Was passiert? Man schaltet ab. Man hört nicht mehr zu. Die Botschaft geht verloren, die Mühe war umsonst.
Es ist wie bei Amateur-Chorkonzerten: Ab der Mitte der Kirche versteht man die Moderation nicht mehr, weil sich keiner um die Verständlichkeit und den Ton bemüht. Oft jahrelang erlebe ich das in immer wiederkehrenden Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen. Man schaltet ab. Menschen mit Hörgeräten? Die sind komplett raus. Eine Katastrophe für die Inklusion und die Reichweite Ihrer Botschaft.
Ton ist essentiell, wenn Sie etwas zu sagen haben. In Interviewformaten sowieso. Denn überlegen Sie mal: Aus einem Interview können Sie einen Podcast machen, aber keinen Stummfilm, wissen Sie, was ich meine? Die Bilder können noch so schön sein, wenn der Ton nicht stimmt, ist die Wirkung dahin. Ein schlechtes Bild kann man verzeihen, einen schlechten Ton nicht. Das menschliche Ohr ist da gnadenlos. Es verzeiht keine Rauschfahnen, keine Übersteuerungen, keine unverständlichen Dialoge. Es schaltet ab. Und damit schaltet es auch Ihr Video ab.
10 goldene Tipps für Filmemacher: So wird Ihr Ton zum Star
Nachdem ich Ihnen nun ausführlich dargelegt habe, warum der Ton in Videoproduktionen so unglaublich wichtig ist, möchte ich Ihnen nicht nur meine Leidensgeschichten, sondern auch meine hart erarbeiteten Erkenntnisse mit auf den Weg geben. Hier sind 10 goldene Tipps, die Ihnen helfen werden, Ihren Videoton auf das nächste Level zu heben und Ihre Zuschauer zu begeistern... und nicht zu vertreiben:
- Das richtige Mikrofon für den Job: Vergessen Sie das eingebaute Mikrofon Ihrer Kamera! Es ist der Feind eines jeden guten Sounds. Investieren Sie in externe Mikrofone. Für Interviews sind Ansteckmikrofone (Lavaliermikrofone) ideal, da sie nah an der Schallquelle sind und Umgebungsgeräusche minimieren. Für breitere Aufnahmen oder wenn Sie das Mikrofon nicht im Bild haben wollen, sind Richtmikrofone (Shotgun-Mikrofone) die erste Wahl. Und für eine wirklich professionelle Sprachaufnahme im Studio oder bei Podcasts sind Großmembran-Kondensatormikrofone unschlagbar. Jedes Mikrofon hat seinen Einsatzzweck! Wählen Sie weise!
- Der Abstand macht den Ton: Das beste Mikrofon nützt nichts, wenn es zu weit von der Schallquelle entfernt ist. Je näher das Mikrofon am Sprecher oder am Geräusch ist, desto klarer und direkter wird der Ton. Das minimiert auch unerwünschte Raumreflexionen und Hintergrundgeräusche. Denken Sie daran: Ein Meter Abstand kann schon Welten ausmachen.
- Pegel richtig einstellen: Die goldene Mitte: Das A und O beim Aufnehmen ist der richtige Audio-Pegel. Achten Sie darauf, dass der Pegel weder zu niedrig (dann rauscht es) noch zu hoch (dann übersteuert es und klingt verzerrt) ist. Ziel ist es, den Pegel so einzustellen, dass er im Durchschnitt bei etwa -12 dB bis -6 dB liegt und die Spitzen nicht über 0 dB hinausgehen. Die meisten Kameras und Recorder haben eine Pegelanzeige. Nutzen Sie sie!
- Kopfhörer sind Ihr bester Freund: Nehmen Sie niemals Ton auf, ohne ihn während der Aufnahme über Kopfhörer abzuhören. Niemals! Nur so bemerken Sie störende Geräusche, Rauschen, Wind oder das leise Radio im Hintergrund, bevor es zu spät ist. Ein guter Kopfhörer ist eine Pflichtinvestition für jeden Videoproduzenten.
- Raumakustik beachten: Ein leerer Raum mit vielen harten Oberflächen (Fliesen, Glas, Beton) erzeugt viel Hall und Echo. Das klingt unprofessionell. Versuchen Sie, den Raum akustisch zu optimieren. Teppiche, Vorhänge, Polstermöbel oder sogar Decken und Kissen können Wunder wirken, um den Hall zu reduzieren. Manchmal reicht es schon, in einem Raum mit mehr Möbeln aufzunehmen.
- Hintergrundgeräusche eliminieren: Schalten Sie alles aus, was Lärm macht: Klimaanlagen, Kühlschränke, Computerlüfter, Handys. Informieren Sie alle Anwesenden, dass während der Aufnahme absolute Ruhe herrschen muss. Manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Geräusche, die das gesamte Audio ruinieren.
- Windschutz ist Pflicht: Wenn Sie draußen aufnehmen, ist ein Windschutz (Puschel, Dead Cat) für Ihr Mikrofon unerlässlich. Windgeräusche sind extrem störend und können eine Aufnahme unbrauchbar machen. Ein einfacher Schaumstoffschutz reicht oft nicht aus.
- Postproduktion ist die halbe Miete: Auch wenn Sie alles richtig gemacht haben, können Sie in der Postproduktion noch viel herausholen. Nutzen Sie Audiobearbeitungssoftware, um Rauschen zu reduzieren, den Pegel zu normalisieren und den Klang zu optimieren. Aber Achtung: Eine schlechte Aufnahme lässt sich auch mit der besten Software nicht in Gold verwandeln. „Fix it in post“ ist keine Entschuldigung für schlechte Aufnahmebedingungen.
- Abmischen für verschiedene Wiedergabegeräte: Das ist ein Punkt, der oft vergessen wird. Mischen Sie Ihren Ton nicht nur auf Ihren Studiomonitoren ab. Hören Sie sich das fertige Video auf verschiedenen Geräten an: auf dem Handy, auf dem Tablet, auf dem Laptop, auf einem Fernseher, über Bluetooth-Kopfhörer und über einfache PC-Lautsprecher. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihr Video überall gut klingt und die Dialoge verständlich sind. Was auf der großen Anlage perfekt klingt, kann auf dem Handylautsprecher ein Graus sein.
-
Die menschliche Stimme ist König: Priorisieren Sie immer die Verständlichkeit der menschlichen Stimme. Musik und Soundeffekte sind wichtig für die Atmosphäre, aber sie dürfen niemals die Dialoge überdecken. Wenn der Zuschauer die Sprecher nicht versteht, ist die Botschaft verloren. Achten Sie auf eine klare Trennung und eine gute Balance zwischen Sprache, Musik und Geräuschen.
Ihr Video verdient den besten Sound!
Ich hoffe, diese Einblicke und Tipps haben Ihnen die Augen oder besser gesagt, die Ohren geöffnet. Guter Ton ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Er ist das unsichtbare Fundament, auf dem die Wirkung Ihres Videos ruht. Er entscheidet darüber, ob Ihre Botschaft ankommt, ob Ihre Zuschauer dranbleiben oder ob sie genervt abschalten.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Ihre Videos nicht nur gut aussehen, sondern auch fantastisch klingen! Wenn Sie Unterstützung bei Ihrer nächsten Videoproduktion benötigen oder Fragen zum Thema Sound haben, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Ich freue mich darauf, Ihre Projekte zum Klingen zu bringen!