Mein Date mit Alfred Biolek

"Ist es für einen Herrn oder für eine Dame?" - "Macht das denn einen Unterschied?"
Ich brauche einen total schönen Blumenstrauß für einen Mann, der ihm sofort ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert. Als die Blumenfrau mir den Strauß präsentiert sagt sie: "Na, das mit dem breiten Lächeln klappt ja bei Ihnen schon mal perfekt."

Ich bin mit dem Aufzug viel zu hoch gefahren. Von unten kam "Hallo? - 3. Stock..." Ich dachte: Wie peinlich. Aber dann fiel mir ein, dass Alexis Carrington Colby Dexter Rowan ja bekanntlich auch stets Treppen abwärts schritt, anstatt sie hinauf zu keuchen. Von oben herab - das hat eben Stil. Vor allem wenn unten Krystle Carrington steht, die auf eine Beleidigung wartet... Also schritt ich die Treppe wieder hinab.

Total aufgeregt und sehr gespannt konnte ich es gar nicht glauben, als er im Treppenhaus tatsächlich vor mir stand: Alfred Biolek. Ich überreichte ihm die Blumen und ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Bio bittet mich in seine Wohnung. Sein Adoptivsohn Scott tritt hinzu und begrüßt mich freundlich. Vielleicht ein wenig zögerlich. Was er wohl gerade denkt, geht mir durch den Sinn. Wir haben gemailt, sage ich. Er: Echt? Erinnert sich gerade (noch) nicht...

Mit seinem so typischen, leicht rollendem R fragt mich Bio  "Möchten Sie einen Kaffee trinken?" und bedient die Kapsel-Maschine. Ich fasse es nicht. Alfred Biolek kocht mir einen Kaffee. Auf und ab möchte ich springen vor Aufregung, reiße mich aber zusammen. Wir setzen uns. Scott kocht Bio einen Tee, zieht sich zurück.

Bio ist wie immer ein charmanter und sehr freundlicher Gastgeber. Wie in seinen Sendungen, in denen sich seine Gäste immer wohl fühlen konnten, fühle ich mich gleich vertraut.

Er genießt seinen Ruhestand und lebt mit den vielen Erinnerungen. Er ist zufrieden und glücklich, wirkt entspannt und sehr freundlich.

"Ich wusste immer, dass ich mich eines Tages aus dem Geschäft zurück ziehen werde", sagt er. Diesen Zeitpunkt wollte er nicht verpassen. Und als dieser Moment kam, war auch wirklich Schluss. "Da muss man konsequent sein....“ Er bedauert Kollegen, die einfach nicht aufhören können. Ob manche vielleicht nicht aufhören wollen, um sich nicht einsam zu fühlen, überlege ich. Bio stimmt mir zu, ja, das wäre vermutlich der Grund.
Ob er denn noch Kontakt zu Prominenten, Kollegen und Stars aus seiner Vergangenheit habe, frage ich. Nein, sagt er, diese Kontakte waren mit seinem Ausstieg beendet. Das waren berufliche Kontakte. Sein Freundeskreis hier in Köln ist ein ganz anderer, ohne Fernsehmacher oder "Stars". Und die sind ihm geblieben. Und die vielen schönen Erinnerungen. Einsam ist er nicht.

Ich schaue mich um in seiner gemütlichen Wohnung. Nur ein kleines Foto aus der Talkshow "Boulevard Bio", auf dem er mit dem Dalai Lama zusammensitzt hängt ganz bescheiden in der Ecke eines Bilderrahmens.

Sein Adoptivsohn, der sich immer liebevoll um ihn kümmert, geht dann mal einkaufen...

Zwölf Jahre lang hat Alfred Biolek im Fernsehen gekocht. Nach den TV-Aufzeichnungen ging es oft zuhause bei ihm weiter. Das waren aufregende Zeiten. Bio lacht leise und sagt: Wenn Sie wüssten, wer auf diesem Stuhl, auf dem sie gerade sitzen, schon alles gesessen hat... Mehr verrät er nicht. Ein Gentleman genießt und schweigt.
Ich erzähle ihm, dass ich nie Lorbeerblätter verwende, ohne an ihn zu denken. Schließlich war sein Credo immer, dass man Lorbeerblätter ohnehin nicht herausschmecken könne. Aber ich verwende sie trotzdem (das habe ich von Muttern) - Bio schmunzelt.

Ob er ein paar Tipps für meine Karriere hätte, frage ich ihn. Bio plaudert mit mir über seine Erfahrungen. Er hatte Spaß mit Leuten zu talken und hat in einem kleinen Theater eine Talkshow gemacht. Das lief so gut, dass das Fernsehen das übertragen wollte. So entstand der "Kölner Treff".
Er wollte eine Musik-Sendung produzieren, aber es fehlte ein Moderator. "Wollen Sie das nicht auch moderieren", hat man ihn gefragt. So wurde "Bios Bahnhof" geboren. Vieles ergibt sich auf dem Weg, meint er. Und wenn eine Sache richtig gut gelaufen war, fing er was Neues an. "Man muss aufhören, wenn es richtig gut läuft."
 
Ich erzähle ihm von meinen bisherigen Projekten wie z.B. der Kampagne "Herzenslust", Konzert-Moderationen und den vielen Talkshows. Auch weihe ich ihn in mein neues Projekt "Bielefelder Bettgeschichten" ein. "Gute Idee!" – Das soll ich einfach mal umsetzen. Ich könne auf mich vertrauen, schließlich hätte ich ja schon einiges vorzuweisen,

Wie schnell die Zeit vergeht, denke ich, als wir uns nach einer guten Stunde zu verabschieden beginnen. Darf ich über unser "Date" schreiben, frage ich. Natürlich, sagt er. Und ein Foto? Sonst glaubt mir das doch keiner. Selbstverständlich, gerne.
Wir wünschen uns alles Gute und Alfred Biolek geleitet mich zum Aufzug. 

Voller Dankbarkeit und Glück schwebe ich mit dem Aufzug hinab. Ich kann es kaum fassen: Ich war bei Bio. Und es war große Klasse!

Bio hat mich am nächsten Tag übrigens nochmal angerufen und sich für das nette Gespräch bedankt. Er hätte ganz vergessen, sich bei der Verabschiedung nochmal für die wunderschönen Blumen zu bedanken und wünscht mir noch einmal frohe Ostern.

Ich bin immer noch total happy. Danke Alfred Biolek!

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