Einleitung: Die Angst vor dem Ende der Angst
Kennen Sie das? Sie stehen kurz vor einem Auftritt, die Hände sind feucht, das Herz schlägt bis zum Hals und der Atem geht schneller. Lampenfieber ist für viele von uns ein treuer Begleiter. Doch was, wenn es eines Tages einfach weg ist? Diese Frage höre ich immer wieder, und sie klingt zunächst paradox. Warum sollte ich Angst davor haben, dass meine Angst verschwindet? Gerade erst erzählte mir eine Traurednerin: „Ich bin so aufgeregt. Was mache ich bloß, wenn das eines Tages weg ist?“ Das hat mich zum Nachdenken gebracht.
Die Angst vor dem Wegbleiben der Angst
Lampenfieber, Auftrittsangst, wie auch immer wir es nennen, ist mehr als nur ein nerviges Gefühl. Es ist ein Teil unseres Rituals, ein Zeichen dafür, dass uns etwas wichtig ist. Aber warum fürchten wir das Verschwinden dieser Nervosität? Ist es vielleicht die Angst davor, dass mit dem Lampenfieber auch der Kick verschwindet? Der Adrenalinschub vor dem Auftritt, das Dopamin-Hoch nach einer gelungenen Show, das alles fühlt sich an wie eine kleine Droge. Und wer ehrlich ist, weiß: Nach dem Rausch folgt immer der Kater. Doch ohne Rausch, ohne Nervenkitzel, bleibt vielleicht auch die Euphorie aus.
Der Kick als Auftrittsdroge
Ich habe mit vielen Künstlern, Moderatoren, Sängern und Rednern gesprochen. Immer wieder höre ich: „Ich brauche diese Aufregung, sonst fühle ich mich nicht lebendig.“ Es ist der Moment, in dem alles möglich scheint. Wenn das Lampenfieber weg ist, so die Sorge, fehlt vielleicht auch die Leidenschaft, das Brennen für den Moment. Doch ist das wirklich so? Oder ist es vielmehr die Angst davor, dass man ohne diesen Kick nicht mehr weiß, warum man auf der Bühne steht?
Die Angst vor dem Danach
Vielleicht steckt hinter der Angst vor dem Ende des Lampenfiebers auch die Sorge, dass man irgendwann nicht mehr auf die Bühne möchte. Dass die Leidenschaft nachlässt, bevor man selbst bereit ist, loszulassen. Und dann? Was kommt danach? Für viele ist die Bühne ein Zuhause, ein Ort, an dem sie aufblühen. Die Vorstellung, dass das irgendwann vorbei sein könnte, ist beängstigend. Und das Lampenfieber ist ein Zeichen dafür, dass man noch dabei ist, dass man noch brennt.
Souveränität statt Rausch
Ganz ehrlich: Mit den Jahren habe ich gelernt, dass weniger Rausch auch weniger Kater bedeutet. Ein bisschen Aufregung ist gut, sie gibt Energie und hält wachsam. Aber sie darf nicht überhandnehmen. Souveränität wächst mit der Erfahrung. Ich weiß heute, dass ich mein Handwerk beherrsche und dass es immer gut gegangen ist, auch wenn mal ein Fehler passiert. Fehler sind Chancen, besser zu werden, wenn man bereit ist, daraus zu lernen.
Liebe zur Bühne braucht kein Lampenfieber
Ich mache mir keine Sorgen, wenn mein Lampenfieber eines Tages nachlässt. Im Gegenteil: Es zeigt mir, dass ich gewachsen bin, dass ich meiner Sache vertraue. Die Liebe zur Bühne, zur Moderation, zum Singen oder Reden bleibt, auch ohne Herzklopfen. Wer liebt, was er tut, braucht keinen Adrenalin-Kick, um gut zu sein. Die Freude am Tun, die Begeisterung für den Moment, das ist es, was zählt.
Fazit: Keine Angst vor dem Ende der Angst
Lampenfieber ist ein Teil von uns, solange wir es brauchen. Es darf kommen und gehen, wie es möchte. Die Angst davor, dass es eines Tages verschwindet, ist verständlich, aber nicht notwendig. Denn mit der Erfahrung kommt die Gelassenheit, mit der Gelassenheit die Freude am Auftritt. Und am Ende zählt nur eines: die Liebe zu dem, was wir tun.
Mein Tipp
Lassen Sie das Lampenfieber kommen und gehen, wie es möchte. Vertrauen Sie auf sich und Ihre Leidenschaft. Die Bühne gehört Ihnen, mit oder ohne Herzklopfen!