Sie kennen mich vielleicht als Moderator, der auf der Bühne steht und Worte jongliert, oder als den Trauredner, der Ihre schönsten Momente mit Herz und Humor begleitet. Aber Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass ich auch eine ganz andere, schweißtreibende Leidenschaft habe? Eine, die nach lauter Musik, fließenden Bewegungen und einer ordentlichen Portion Motivation riecht? Ja, Sie haben richtig gehört: Ich arbeite auch als Gruppenfitness-Trainer! Und heute nehme ich Sie mit auf eine Achterbahnfahrt durch meine ganz persönliche Sportkarriere. Eine Reise voller unerwarteter Wendungen, kleiner Dramen und großer Aha-Momente. Denn, wie heißt es so weise: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden! Und glauben Sie mir, so manchen Tipp, den ich Ihnen heute mit auf den Weg gebe, hätte ich mir als junger Spund sehnlichst gewünscht.
Der Startschuss: Eine Hassliebe, die keine war
Erinnern Sie sich noch an den Sportunterricht in der Schule? Für viele war das die reinste Freude, ein Austoben, ein Wettkampf. Für mich? Eher ein Graus, ein täglicher Kampf ums Überleben. Völkerball? Ein Albtraum, bei dem ich mich fühlte wie die letzte Zielscheibe, die niemand treffen wollte. Außer natürlich die Lehrer, die mich zum Mitmachen zwangen. Turnübungen über den Bock? Die pure Angst, oben hängen zu bleiben und mich vor versammelter Mannschaft bis auf die Knochen zu blamieren. Ich verstand den Sinn nicht, fühlte mich unwohl und doch musste ich mitmachen. Grausam, fand ich das damals. Und dann erst die Mannschaftsspiele mit dem Ball! Werfen? Fangen? Der Ball war mir suspekt, ehrlich. Er und ich, wir wurden einfach keine Freunde. Und wenn man nicht gut ist, landet man schneller auf dem Abstellgleis, als man „Auswechselbank“ sagen kann. Man wird nicht gewählt, bleibt übrig, muss aber trotzdem mitspielen. Das demotiviert. Die anderen wollen nicht mit einem spielen, weil man nicht zum Sieg verhilft. Man steht herum, kann sich nicht verbessern und bekommt zur Krönung noch eine schlechte Note. Ich war unglücklich, fühlte mich ausgeschlossen, ja manchmal sogar wertlos. Ein System, das bis heute oft so praktiziert wird und für alle, die mit dem klassischen Sport nichts anfangen können, eine echte Qual ist. Ein kleiner Tipp für alle Sportmuffel da draußen: Wenn Ihnen etwas keinen Spaß macht, ist es nicht der richtige Sport für Sie! Suchen Sie weiter, es gibt so viel mehr als Völkerball und Bockspringen.
Meine Mutter, eine Frau der Tat und mit dem festen Glauben, dass Sport gut für mich sei, wollte das nicht hinnehmen. Kurzerhand steckte sie mich in meiner Freizeit in einen Turnverein. Nun musste ich also auch noch nachmittags turnen. Mit einer seltsamen Lehrerin, die selbst sehr unsportlich wirkte und immer nach Pfefferminz und Eukalyptus roch; heute vermute ich, um eine Alkoholfahne zu kaschieren. Sie motivierte mich genauso wenig wie die Lehrer in der Schule. Es war ein Elend. Ich hasste es und wurde einfach nicht besser. Wie soll man sich auch verbessern, wenn man nicht mitspielen darf und dann noch bestraft wird? Das ist wie ein Kochkurs, bei dem man nur zuschauen darf und am Ende für das nicht gekochte Gericht eine schlechte Note bekommt. Völlig absurd!
Der Twist: Ein Tanzkurs auf dem Dorf = die unerwartete Wende zum Glück
Doch dann kam der Twist, die unerwartete Wende in meiner Sportgeschichte, die mein Leben auf den Kopf stellte und das im wahrsten Sinne des Wortes! Als junger Mann, ich glaube, ich war gerade mal 14 oder 15, bin ich in einen Tanzkurs gegangen. Mitten auf dem Dorf. Und wissen Sie was? Das war großartig! Ein echtes Aha-Erlebnis! Ich habe es geliebt. Die Bewegungen, die Musik: Das war genau meins. Plötzlich war ich nicht mehr der Außenseiter, der Letzte, der gewählt wurde. Allein durch meine Begeisterung gehörte ich endlich mal zu den Besseren. Es gab keine Zensuren, keine Bewertungen, man musste einfach nur dranbleiben, lernen, umsetzen und Spaß haben. Das hat mich gepackt, und ich war voller Begeisterung! Ein Tipp für alle, die noch ihre Sportart suchen: Manchmal findet man die größte Freude dort, wo man sie am wenigsten erwartet. Seien Sie offen für Neues, auch wenn es auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint.
Als Mann war man damals übrigens sehr gefragt, denn schon in den Fortgeschrittenen-Kursen gab es einen akuten Männermangel. Ich konnte also weitermachen, sogar kostenlos! Ein echter Glücksfall! Als es mit dem Dorftanz bei Frau Habedank dann nicht mehr weiterging, suchte ich mir eine Tanzschule in Münster: Die Tanzschule Wichtrup. Meine Eltern haben ihr gesamtes Eheleben dort in einem Tanzclub getanzt. Das war eine Bedingung meiner Mutter zur Hochzeit: 1x pro Woche tanzen. Habe ich erst sehr viel später erfahren - interessantes Konzept :-)
Besagte Tanzschule hatte einen guten Ruf - das vermittelte mir Sicherheit. (Heute denke ich übrigens, dass der Ruf überhaupt keine Rolle spielt, im Gegenteil, aber damals war mir das wichtig. Heute würde ich übrigens eher fragen: Passt die Tanzschule zu mir, fühle ich mich da wohl, was sind da für Trainer, was sind da für Teilnehmer? - Übrigens: Bei Wichtrup waren viele leistungsorientierte Tänzer - eben wegen des guten Rufes - und das war genau das, was eigentlich nicht so zu mir passte. Das weiß ich ber erst heute....)
Ich habe einiges auf mich genommen, um die Kurse dort zu besuchen. Bronze, Silber, Gold, Gold Star: Ich habe alles durchgearbeitet, was es gab. Und das erforderte einiges an Einsatz, denn das Internat, in dem ich lebte, lag 25 Kilometer von Münster entfernt. Zugverbindungen waren genauso schwierig wie Busverbindungen. Eine Zeit lang konnte ich bei meiner Tanzpartnerin mitfahren, aber meistens bin ich mit dem Fahrrad gefahren: 25 Kilometer hin, eine Stunde tanzen, 25 Kilometer zurück. Bei jedem Wetter. Auch mal im Gewitter oder im strömenden Regen. Kein Weg war mir zu weit. Ich habe das Tanzen einfach geliebt! Wenn Sie etwas wirklich lieben, ist Ihnen kein Weg zu weit, keine Anstrengung zu groß. Aprospos Tanzpartnerinnen: Keine hat länger als einen Kurs gehalten. Rückenschmerzen, Fußprobleme oder auch mal Eifersuchtsdramen des Freundes: "Du tanzt nicht mit meiner Freundin, ist das klar?" - fand ich damals schon lächerlich. Ich wollte tanzen, einfach nur tanzen. Manchmal sagten meine Tanzpartnerinnen kurzfristig ab und ich stand alleine im Kurs. Wissen Sie, wie blöd es ist alleine zu tanzen? In einem Tanzkurs? Es war demütigend. Aber auch das tat meiner Leidenschaft keinen Abbruch. Erstaunlich. Heute kenne ich meine Werte und Grenzen besser und wäre damals sicher früher ausgestiegen, um mich zu schützen, aber damals: Wie gesagt.
In der ganzen Schule war ich der Einzige, der tanzte - zumindest so leidenschaftlich und intensiv. Aber es gab einen überraschenden Nebeneffekt: Die Freundinnen von Mitschülern und einige Bekannte fanden meine Tanzbegeisterung großartig. Und so habe ich damals schon Tanzstunden gegeben, mein Wissen weitergegeben, Tanzpartys und große Bälle organisiert, auf denen ich als DJ und Conférencier durch den Abend geführt, Tanzspiele organisiert und vorgetanzt habe. Das war mein Element. Hier fühlte ich mich zum ersten Mal wirklich wohl im Sport. Hier war ich ich selbst. Und das ist der Schlüssel: Finden Sie Ihre Nische, Ihren Ort, wo Sie glänzen können, wo Sie sich wohlfühlen und wo Ihre Leidenschaft entfacht wird. Egal, was andere denken!
Nachtrag: In der Abi-Zeitung stand unter meinem Foto "1-2-cha-cha-cha" - fand ich demütigend. Man ist schnell in einer Schublade. Und leider kann man sich von doofen Klassenkameraden nur durch einen Schulwechsel trennen. Egal, anderes Thema...
Der Umweg: Vom Tanzparkett zur Turnhalle und zurück. Die Suche geht weiter
Nach der Schule, während meines Zivildienstes in dem Dorf, aus dem ich kam und in dem ich nun wieder lebte, ging meine Leidenschaft fürs Tanzen erst einmal zu Ende. Ich habe noch ein wenig mit meiner Cousine getanzt, die einen für mich zu hohen Anspruch hatte, habe noch ein Jahr lang Bälle organisiert, aber dann brachen die alten Kontakte langsam ab. Ich hatte erst einmal genug. Für lange Zeit. Ich habe übringes später zwar immer mal wieder im Verein getanzt, aber der Fokus hatte sich verschoben. Neue Möglichkeiten ergaben sich.
Als ich nach Bielefeld zog, habe ich es in den ersten Jahren mit Volleyball versucht. Und das war anders als in der Schule. Ich spielte mit Freunden, es ging nicht ums Gewinnen, es ging um Bewegung, Spaß, Gemeinschaft. Das war eine ganz andere Erfahrung und hat mir gezeigt, dass Sport auch einfach nur Freude machen kann, ohne Zwang und ohne schlechte Noten. Ein wichtiger Tipp für alle Sportmuffel: Suchen Sie sich Sportarten, bei denen der Spaß im Vordergrund steht, nicht der Leistungsdruck. Sport mit Freunden, bei dem man lachen kann, ist Gold wert! Aber als dann Leute ins Team kamen, die auch hier wieder Leistung wollten, keinen Humor hatten und gewinnen wollten, bin ich wieder gegangen. Ich hatte meine Lektion gelernt: Sport muss mir Spaß machen, sonst ist er nichts für mich. Und wenn der Spaß weg ist, ist es Zeit, neue Wege zu gehen.
Später kam ich über das Tanzen wieder in einen Sportverein. Die hatten auch zwei mal pro Woche einen Kraft-Trainings-Termin an Geräten. Freunde vom Tanzen haben mich motiviert, da mal mitzukommen. Ein kleines Fitnessstudio unter Anleitung, nette Leute. Jeder für sich an Maschinen. Ein Freund sagte damals scherzhaft: „Schmiert ihr euch vorher mit Bräunungsöl ein und bestreut euch mit Glitzer und trainiert mit freiem Oberkörper?“ Witzige Idee, nein, so war es gar nicht. Aber so kam der Spaß am Krafttraining. Und als die Abteilung geschlossen wurde, suchten wir Ersatz und landeten über Schnupperwochen beim Elixia. Das gab es auch in Bielefeld. Groß, hell, viele Kurse und tolle Mitarbeiterinnen, ein großes beheiztes Schwimmbad. Ich fand es toll. Vor dem Kursbereich hatte ich etwas Angst. Aber über Pilates, was damals absolut angesagt war, bin ich dann auch mal im Kursbereich gewesen. Habe mich rangetastet. Erst mal Rückenfit, dann Bauch-Beine-Po probiert und dann Step-Aerobic entdeckt. Das war es! Zurück zum Tanzen, aber ohne das Theater, dass man eine Partnerin oder einen Tanzpartner brauchte. Ich war hin und weg. Und weil ich meistens der einzige Mann war, gab es auch noch viel positives Feedback. Ein Tipp für alle, die sich nicht trauen, neue Kurse auszuprobieren: Fangen Sie klein an, tasten Sie sich ran. Und lassen Sie sich nicht von Vorurteilen abschrecken. Manchmal wartet hinter der nächsten Tür die größte Überraschung!
Dann gab es noch BodyJam. Vorchoreografierte Tanz-Fitness mit motivierender Musik. Am Schluß immer mit einem großen Tanzblock, bei dem alle die Choreografie zusammengetanzt haben. Durch die Glasscheibe so das überwältigend aus. Ich habe immer wieder mal reingeschaut und dachte: Das ist viel zu kompliziert für mich. Das ist zu cool für mich. Aber es war eben Tanzen. Coole Musik, tolle Trainerin, drei Monate dasselbe Programm, dann der Wechsel und neue Herausforderungen. Les Mills BodyJam. Nie gehört vorher. Einmal habe ich mich getraut und auch hier: Ich war begeistert. Der nächste Hook! Manchmal muss man einfach über seinen Schatten springen, um etwas Großartiges zu entdecken. Und das gilt nicht nur für Sport, sondern für das ganze Leben!
Wie es dann mit meiner Karriere im Sport weiterging und wie ich vom Teilnehmer zum begeisterten Gruppenfitness-Trainer wurde, lesen Sie im nächsten Blogartikel. Aber an dieser Stelle schon mal 10 Tipps für Sport-Muffel und Teilnehmer. Ich wünschte, ich hätte das alles schon früher gewusst:
10 Tipps für Sportmuffel und Teilnehmer: Ihr Weg zum Glück in Bewegung
- Schulsport-Trauma? Reden Sie darüber! Schulsport kann grausam sein, das habe ich am eigenen Leib erfahren. Wenn Sie oder Ihr Kind sich unwohl fühlen, sprechen Sie mit dem Lehrer oder mit Ihren Eltern. Suchen Sie aktiv nach Alternativen. Vielleicht ist Ballsport nicht Ihr Ding, aber wie wäre es mit Tanzen, Klettern oder Kampfsport? Hätte ich früher erkannt, dass mir alles mit Musik und tänzerischen Elementen liegt, wäre ich schon als Kind ein begeisterter Sportler geworden.
- Finden Sie Ihre Leidenschaft, nicht nur eine Sportart. Es geht nicht darum, irgendeinen Sport zu machen. Es geht darum, die Bewegung zu finden, die Ihr Herz höherschlagen lässt. Probieren Sie sich aus! Die Welt ist voller Möglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was man in der Schule lernt. Nur wenn Sie Spaß haben, bleiben Sie dabei.
- Hören Sie auf Ihren Körper. Er ist Ihr klügster Ratgeber! Das ist der wichtigste Tipp überhaupt. Wenn etwas wehtut oder sich nicht gut anfühlt, machen Sie eine Pause. Es geht nicht darum, der Beste zu sein, sondern darum, sich gut zu fühlen und langfristig dabeizubleiben.
- Sportvereine sind Gold wert: Für den Geldbeutel und für die Seele! Sie lernen neue Menschen kennen und können für wenig Geld oft viele Sportarten ausprobieren. Ich habe einen Großteil meines heutigen Freundeskreises über den Sportverein kennengelernt und bin unendlich dankbar dafür.
- Gemeinsam schwitzt es sich leichter: Suchen Sie sich einen Sport-Buddy! Alles macht mehr Spaß zu zweit. Ein Trainingspartner motiviert, zieht einen mit, wenn man mal keine Lust hat, und feiert die Erfolge mit Ihnen.
- Seien Sie offen für Neues: Das Abenteuer wartet! Trauen Sie sich, Kurse oder Sportarten auszuprobieren, von denen Sie dachten, sie wären nichts für Sie. Haben Sie keine Angst. Als Erwachsener bekommen Sie keine Noten mehr. Manchmal wartet die größte Überraschung hinter der nächsten Tür zum Kursraum. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – oder in diesem Fall: der nicht schwitzt!
- Der Trainer ist Ihr Komplize, nicht Ihr Feind! Sehen Sie Ihren Trainer als Partner auf Ihrem Weg. Fragen Sie, wenn Sie unsicher sind. Ein guter Trainer wird Ihnen immer helfen und Alternativen anbieten. Nutzen Sie dieses Wissen!
- Vergleichen Sie sich nicht – Ihre Reise ist einzigartig! Jeder hat seine eigene Geschichte und sein eigenes Tempo. Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigene Entwicklung und freuen Sie sich über Ihre Fortschritte, egal wie klein sie scheinen.
- Gönnen Sie sich die richtige Ausrüstung. Ein gutes Paar Schuhe oder bequeme Kleidung können die Motivation enorm steigern und Verletzungen vorbeugen. Es muss nicht immer das teuerste sein, aber es sollte gut passen und für Ihre Sportart geeignet sein.
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Feiern Sie die kleinen Siege! Sie haben es geschafft, vom Sofa aufzustehen und zum Sport zu gehen? Großartig! Sie haben eine Übung geschafft, die letzte Woche noch nicht geklappt hat? Fantastisch! Jeder Schritt zählt, und jeder Erfolg, egal wie klein, verdient es, gefeiert zu werden.
Fazit: Die Sportkarriere - eine Reise zu sich selbst, voller Überraschungen und Lektionen
Meine Reise vom sportlich unbegabten Kind zum leidenschaftlichen Fitnesstrainer hat mir eines gezeigt: Es gibt für jeden die richtige Bewegung. Man muss sie nur finden. Und manchmal braucht es nur eine Person, die an einen glaubt und sagt: „Komm, wir schaffen das zusammen.“ Es ist eine Reise zu sich selbst, zu den eigenen Stärken und Schwächen, zu dem, was einen wirklich glücklich macht. Und diese Reise ist es wert, gegangen zu werden. Sie ist voller Überraschungen, manchmal schmerzhaft, aber immer lehrreich.
Ich hoffe, meine Geschichte hat Ihnen gefallen und vielleicht sogar ein wenig inspiriert. Egal ob im Sport oder im Leben: Geben Sie nicht auf, nur weil der erste Weg nicht der richtige war. Manchmal wartet die größte Freude gleich um die nächste Ecke. Und denken Sie daran: Sport ist nicht nur für die Muskeln, sondern auch für die Seele!
Bis bald, ob auf der Bühne, vor dem Trau-Altar oder im Kursraum!