Was ich mir selbst raten würde, wenn ich nochmal anfangen würde. 10 essentielle Tipps für (m)ein besseres Leben

Ein liebevoller, vielleicht auch weiser Ratgeber für mein jüngeres Ich und für alle, die gerade anfangen.


Ich verrate Ihnen etwas: Fehler sind Gold wert.

Ich staune oft über Biografien. Nicht nur, weil manche Menschen scheinbar innerhalb eines einzigen Lebens gleich zehn Karrieren absolviert haben, sondern weil Biografien fast nie Fehler enthalten. Oder immer die anderen die Schuld für alles haben. Es ist, als ob das Leben dieser Personen einem geradlinigen Erfolgsplan folgte. Ganz ehrlich: Das halte ich für ziemlich unrealistisch.

Ich habe selbst eine Biografie mitverfasst, Interviews geführt, tief gegraben, gefragt: Was würden Sie heute anders machen? Und bekam zur Antwort: „Nichts. Ich würde alles genauso wieder tun.“ Ich war schockiert. Wirklich alles? Kein einziger Umweg, kein Ausprobieren, kein Irrtum, keine Reue?

Ich sage Ihnen etwas: Wir wurden falsch erzogen. Fehler gelten als Schwäche, werden mit schlechten Noten, Ablehnung oder Ausgrenzung bestraft. Dabei sind Fehler der Anfang von Erkenntnis. Ich rede nicht von kriminellen Handlungen oder böswilligem Verhalten, sondern von den kleinen, alltäglichen Fehlentscheidungen, die uns weiterbringen, wenn wir bereit sind, daraus zu lernen.

Wenn wir einen Fehler zugeben, wenn wir Verantwortung übernehmen, dann nehmen wir vielen Konflikten die Schärfe. Probieren Sie das mal aus. Jemand sagt zu Ihnen: „Sie haben das jetzt schon wieder falsch gemacht!“ Und Sie antworten: „Stimmt. Ich ärgere mich gerade selbst darüber.“ Das wirkt Wunder. Es entschärft die Situation, weil Sie sie erwachsen und reflektiert reagieren. Sie gewinnen dadurch Würde und Klarheit.

Fehler gehören zum Leben. Punkt. Und deshalb möchte ich heute meine ganz persönliche Liste teilen: Was ich meinem jüngeren Ich raten würde. Vielleicht inspiriert ja der eine oder andere Gedanke auch Sie.


1. Ich hätte viel früher eine Psychotherapie machen sollen.

Und ich wünschte, niemand würde mehr die Stirn runzeln, wenn man das sagt. Ich weiß, dass es bis heute viele Versicherungen gibt, die Menschen mit psychotherapeutischer Vorerfahrung ablehnen oder ihnen Zuschläge aufbrummen. Das ist traurig und falsch.

Ich habe durch meine Therapie so viel über mich gelernt. Vieles davon wurde mir erst Jahre später bewusst. Manchmal dauert es, bis der Samen keimt. Aber er keimt. Das wichtigste, was ich in meiner Therapie erfahren habe: Empathie. Nicht, weil ich sie gelernt hätte wie Vokabeln, sondern, weil meine Therapeutin sie mir vorlebte. Woche für Woche, jahrelang. Als ich klein war, waren Psychologen verschrien. Wer zum Schulpsychologen musste, war stigmatisiert. Unten an der Treppe standen die Mitschüler: "Nä nä. Der muss zum Psychologen!!" - das habe ich wirklich so beobachtet. Ich hoffe, dass sich das inzwischen geändert hat.

Wichtig ist: Nicht jeder Therapeut passt zu jedem Menschen. Aber wenn es passt, dann ist es ein Geschenk. Ein Schatz. Und: Therapie funktioniert nur, wenn Sie es selbst wollen. Niemand kann Sie zwingen, alte Muster loszulassen oder neue Denkweisen zu entwickeln. Sie müssen es selbst entscheiden.


2. Ich hätte mich viel früher von narzisstischen, neidischen und passiv-aggressiven Menschen trennen sollen.

Damals dachte ich oft: Ich bin zu empfindlich. Ich muss das aushalten. Ich muss mich vielleicht nur besser erklären oder mich anpassen. Heute weiß ich: Nein, muss ich nicht. Jedenfalls nicht immer. 

Passiv-aggressives Verhalten, ständiges Kleinreden, zweideutige Gemeinheiten, emotionaler Rückzug, unterschwellige Drohungen. Das hat mich lange verwirrt. Aber schlimmer noch: Ich habe es oft gar nicht erkannt. Und wenn doch, dann habe ich es übersehen. Oder verziehen. Aus Angst, aus Harmoniebedürfnis, aus falscher Loyalität.

Neid ist ein besonders tückisches Gefühl. Vor allem der schwarze Neid: „Ich gönne dir das nicht.“ Er vergiftet Beziehungen, Gespräche und Atmosphäre. Früher habe ich versucht, mich zu erklären. Ich wollte Verständnis schaffen. Heute mache ich einen Bogen. Punkt. Neid ist das Problem der anderen. Und ich muss nicht dazugehören.

Ach ja: Narzissten?! Finger weg. Immer. Popcorn raus, gemütlich im Kinosessel zurücklehnen und die Show genießen. Im übertragenen Sinne. Das ist der einzige Umgang, der funktioniert. Und wenn das nicht geht: Eine Glasscheibe dazwischen ziehen - in Gedanken meine ich - und beobachten, staunen, wundern. Aber nicht darauf einlassen. Es lohnt sich nicht. Was ich erst kürzlich gelernt habe. Es gibt auch verdeckte Narzissten. Noch schwerer zu erkennen. Es lohnt sich die Anzeichen zu erkennen, rechtzeitig, und zu handeln. Meisten hilft es nur, ein Bogen drum herum zu machen. Sich anderen Dingen zuwenden. Anderen Menschen, die nicht so sind oder sich so verhalten. Konsequent.


3. Ich hätte das Arbeitsbuch zu Stefanie Stahls „Das Kind in dir muss Heimat finden“ schon viel früher durcharbeiten sollen.

Nicht nur lesen - durcharbeiten! Richtig!. Mit Stift und Fragen und Gedankenpausen. Und ja, es hat wehgetan. Aber ich habe dadurch meine Kindheitsmuster so klar verstanden wie nie zuvor. Mehr als in mancher Therapiestunde. Ich habe das Buch oft verschenkt - kaum jemand hat es wirklich gemacht. Ich schon. Und ich bin dankbar dafür. Wenn man seine Muster und sein Schattenkind kennt, kann man lernen besser damit umzugehen, aus alten Mustern auszubrechen, sie loszulassen. "Ertappe dich und schalte um." ist das Motto von Stefanie Stahl. Es ist genauso einfach wie genial. Und es hilft sehr dabei, sich weiter zu entwickeln. Sehr! Ich spreche aus tiefster Erfahung.


4. Ich hätte viel früher psychologische Podcasts hören und Bücher lesen sollen.

Podcastas: Damals gab es das noch nicht. Heute gibt es sie, und ich liebe sie. Besonders: „So bin ich eben“ von Stefanie Stahl und Lukas Klaschinski. Ich lerne jedes Mal etwas. Über mich, über andere, über Verhaltensmuster, über Lösungen. Es ist wie ein Coaching für zwischendurch. Warmherzig, ehrlich, hilfreich. Hören Sie mal rein. Und wenn Sie lieber lesen: Es gibt gute Coaching Bücher. Nicht alle sind gut, auch hier wird viel Geld mit heißer Luft verdient, aber auch das kann ja eine spannende Erkenntnis sein. Ich habe viele gute Bücher dazu gelesen. Und ich hole mir immer wieder etwas Nahrung, um meinen "Werkzeugkasten" zu erweitern. Irgendetwas nimmt man immer mit. Und bei der Gelegenheit: Ab und an mal eine gute Coaching- Einheit: Hilft mir heute noch. Ingesamt gesehen geht es um Nahrung für den Kopf, um mich selbst zu reflektieren, Dinge neu betrachten zu können und zu lernen. Ob im Podcast, über ein Buch oder über Menschen, die mich liebevoll und schlau spiegeln. Der Effekt ist großartig.


5. Ich hätte meine Moderation und den Entertainment-Bereich viel früher professionalisieren sollen.

Ich habe den ganzen Moderations-Bereich lange "nur" nebenbei gemacht. Als Hobby, aus Leidenschaft. Erst nach Jahrzehnten und sanftem Schubs meines Vaters habe ich es richtig angepackt. Heute denke ich: Schade. Gerade in der Zeit, bevor alle auf Instagram präsent waren, hätte ich so viel freier gestalten können. Und Inhalte wären noch vor der Ära von Drama und Optik im Vordergrund gestanden. Ich hätte mir früher vertrauen sollen. 


6. Ich hätte schon viel früher in einen Sportverein gehen sollen und nicht nur als Teilnehmer, sondern als aktiver Teil der Gemeinschaft.

Seit über 20 Jahren bin ich nun Mitglied in einem Sportverein und seit vielen Jahren dort auch als Trainer aktiv. Ich liebe meine Sportgruppe. Wir lachen zusammen, wir schwitzen zusammen und wir unternehmen auch außerhalb der Halle gemeinsam Dinge. Wanderungen, Feste, Ausflüge. In unterschiedlichsten Konstellationen. Das sind nicht nur Teilnehmer, das sind Herzensmenschen. Ich bin unendlich dankbar für diese Kontakte. Sie kamen wie von selbst; durch das gemeinsame Tun. Sport im Verein ist mehr als Bewegung. Es ist Verbindung.


7. Ich hätte niemals auf fertige Gruppenfitness-Programme setzen sollen.

Viele Jahre habe ich sehr intensiv als Gruppenfitness-Trainer gearbeitet. Das hat mir großen Spaß gemacht, ich war immer Feuer und Flamme. Moderieren und Unterhalten und alle zum Schwitzen bringen und fit machen - tolle Kombination. Und ich habe viele Programme von den großen Fitness Anbietern "verkauft" beziehungsweise unterrichtet. Les Mills und IronSystem genauer gesagt. Diese vorgefertigten Formate haben mir damals den Einstieg leicht gemacht, das stimmt. Aber sie haben auch meine Kreativität und mein Körpergefühl blockiert. Ich war plötzlich nur noch ausführendes Organ. Nicht frei. Alle anderen Trainerinnen und Trainer unterrichteten halt quartalsweise exakt das gleiche. Weltweit. Und irgendwann bekam ich gesagt: „Du bekommst den Kurs nicht, weil deine Kicks nicht so hoch sind wie bei Kollegin XY.“ Das war demütigend. Vergleiche sind in so einem Schema-Programm leicht. Die Presenter auf den Videos sind die Vorlage, alle anderen Trainer müssen versuchen, genauso perfekt zu sein. Ich dachte: Ich muss besser werden, härter trainieren. Irgendwann habe ich eingesehen: Das funktioniert nicht so für mich. Heute denke ich: Nein. Ich bin gut, so wie ich bin. Ich gehe achtsam mit meinem Körper um. Ich habe meinen eigenen Stil zu unterrichten. Und ich bin ein guter Trainer, weil ich auf Menschen eingehe. Nicht, weil ich Hochleistungsübungen vormache und dabei versuche möglichst nahe an "das Original" heranzukommen. Heute bin ich freier Trainer, mache nur noch meine eigenen und selbst anpassbaren Programme wie zum Beispiel "OllyPump" und glücklicher denn je.


8. Ich hätte gerne früher gelernt, Neins zu sagen. Freundlich, aber klar.

Heute weiß ich: Ich darf Grenzen setzen und sagen: Das hier sind meine Werte, das sind Grenzen. Überschreite sie bitte nicht. Das darf man. Empathie kann hinderlich sein, wenn sie versucht alles zu verstehen. Und ein großes Bedürfnis nach Harmonie ist auch nicht immer die beste Idee. Manchmal ist ein Nein besser und richtiger platziert als zu versuchen, das Gegenüber zu verstehen. Daher sind die eigenen Werte auch so wichtig. Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Wertschätzung. Ist mir oft bei anderen zu wenig. Heute sage ich das. Freundlich, aber deutlich: Stop, bis hier hin, aber nicht weiter. Das tut mir heute gut. Und ja, es ist immer wieder eine Entscheidung, ob ich lieber - meist aus Harmoniebedürfnis heraus - schweige oder versuche zu verstehen, oder ob ich sage: Nein, damit bin ich nicht einverstanden.


9. Ich hätte viel früher gelernt, intrinsisch zu denken statt extrinsisch.

Was heißt das?
Intrinsisch bedeutet: Ich tue etwas, weil es mir wichtig ist. Weil ich es will. Weil ich es liebe.
Extrinsisch heißt: Ich tue etwas, weil ich Anerkennung will. Lob. Belohnung. Aufmerksamkeit.

Das eine kommt von innen, das andere von außen. Nur: Die Lösung für meine Probleme kann niemals im Außen liegen. Nur ich kann etwas ändern. Nur ich kann entscheiden, ob ich mir etwas wert bin. Heute weiß ich: Kein Lob der Welt ersetzt echte Selbstfürsorge. Keine Auszeichnung macht Sie innerlich zufrieden, wenn Sie es nicht selbst sind. Ich hätte das gerne früher gewusst. Aber immerhin: Ich weiß es heute.


10. Ich hätte früher über meine Gefühle sprechen sollen.

Ich hätte gerne früher verstanden, wie wichtig es ist Menschen meine Gefühle mitzuteilen. Nicht verschämt, nicht verklausuliert. Sondern ehrlich. Wenn ich verletzt bin, wenn ich gekränkt bin, wenn ich übergangen werde, dann darf ich das sagen. Das weiß ich heute. Ich erinnere mich an Momente, in denen ich ehrenamtlich viel vorbereitet, moderiert und gestaltet habe und am Ende bekam jeder Applaus und Blumen, nur ich nicht. Das war wie ein Schlag. Und ich habe geschwiegen. Oder war bestenfalls wütend. Habe argumentiert. Heute würde ich laut sagen: Das war gemein. Das hat mich getroffen. Und ich darf das sagen. Ich muß das sogar sagen. Auch laut. Ich hatte oft den Eindruck, ich müsse stark sein. Muss alles schlucken, aushalten, durchziehen. Als Moderator stehst du vorn, du hast die Bühne, also darf jeder sagen, was er denkt. Oder dich einfach übergehen. Heute sage ich: Nein. So geht das nicht. Hier ist eine Grenze. Meine. 

Empathie ist wichtig, aber sie darf nicht dazu führen, dass man sich alles gefallen lässt. Ich darf Grenzen setzen. Und ich darf sagen: Das hat mich verletzt. Ich bin traurig. Ich bin enttäuscht. Ich habe ein Herz und es hat geblutet. Heute spreche ich das aus. Früher nicht. Und das bedaure ich. Darum mein Rat an mein früheres ich: Werde sichtbar auch mit Ihren Gefühlen. Hinter großer Wut steckt oft große Traurigkeit. Ein guter Indikator, finde ich.

Das gilt übrigens auch für positive Gefühle. Freude, Begeisterung, Zufriedenheit: Heute rede ich darüber. Wenn ich Menschen mag oder Dinge, die sie getan habe, dann sage ich das heute viel öfter. Ohne Einschränkung. Teile meine Freude mit, bedanke mich im Nachhinein für schöne Abende und für alles, was die anderen Gäste beigetragen haben. Das wechselt meinen Fokus immer wieder zurück auf das Positive. 


Und sonst?

Liebe das Leben. Sei dankbar. Sorge gut für dich. Mach dir nicht so viele Sorgen - sie helfen dir nicht. Sie kleben auf deiner Haut wie ein Pflaster, obwohl da gar keine Wunde ist. Bleib optimistisch. Und wenn dir Menschen das Leben schwer machen: Geh deinen eigenen Weg. Freundlich, klar, mit erhobenem Haupt. Es ist dein Leben. Deines allein. 


Fazit: Liebe dein Leben. Sei dankbar. Und vergib dir selbst.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich selbst gut behandeln. Dass Sie Ihre Fehler als Lernmomente sehen. Dass Sie die richtigen Menschen um sich haben. Und dass Sie sich trauen, zu wachsen. Und falls Sie gerade erst anfangen: Seien Sie mutig. Bleiben Sie freundlich. Und hören Sie öfter auf Ihr Herz. Es weiß mehr, als Sie denken.


Herzlich
Ihr Oliver W. Schulte

Das bin ich

Ich bin Oliver W. Schulte: Moderator, freier Trauredner, TV-Macher und Videoproduzent aus Bielefeld. Seit vielen Jahren begleite ich Menschen bei besonderen Momenten: Auf der Bühne, vor der Kamera oder mitten im echten Leben. Ob Talkshow, Freie Trauung, Musikvideo oder Moderation bei Fachtagen: Ich liebe es, mit Herz, Humor und einem klaren Gespür für Menschen Geschichten zu erzählen und Atmosphäre zu schaffen. Auf diesem Blog gebe ich Einblicke in meine Projekte, teile Erfahrungen und zeige, was mit Leidenschaft, Kreativität und einem Augenzwinkern alles möglich ist. Ich arbeite übrigens Deutschlandweit. Von Flensburg bis zum Tegernsee.

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